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Donnerstag, 13. April 2023 - 19:00

Spurwechsel

Klimaschutz und Arbeiterinteressen in Krise und Umbau der Autoindustrie

Vortrag und Diskussion mit Stephan Krull

Einlass 18.30 Uhr, Spende erbeten

Die Krise der Autoindustrie ist nicht erst seit neulich eine Tatsache. Sie deutet sich seit den 1980ern an. Immer wieder haben es die Eigentümer der Autoindustrie geschafft, den notwendigen Umbau zu verhindern. Zum Teil durch politische Einflussnahme, zum Teil durch Betrügereien wie beim Dieselskandal vor 8 Jahren.

An der Autoindustrie hängt nicht nur die exportorientierte und neoliberale Ausrichtung der gesamten deutschen Wirtschaft. Das Auto durchdringt alle Lebensbereiche; seine Logik beherrscht die Mobilität, die Energiepolitik, selbst den Städtebau und die Siedlungsgeographie. Das Auto steht auch für ein Versprechen auf Wohlstand, das immer weniger eingelöst werden kann. Es ist Symbol einer versagenden Gesellschaft.

Zur ökonomischen Krise der Industrie kommt heute die ökologische. Andere Formen der Mobilität sind dringend erforderlich. Aber der Umbau der dazu nötigen Industrien soll nach wie vor in den Spitzen der Konzerne und der Regierungen organisiert werden. Es wird über andere Antriebe, andere Energieträger usw. gesprochen, weil man eine grundlegende Veränderung scheut. Wie kann da etwas anderes herauskommen als "mehr von dem Gleichen"?

Stephan Krull schlägt etwas anderes vor. Die vollständige Transformation der Industrie und des Transports ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Er schlägt vor, sie zu organisieren durch die Einrichtung von "Transformationsräten" aus der Arbeitnehmerschaft, der Klimabewegung, der kritischen Wissenschaft, den Verbrauchern usw.

"Ohne Druck aus der Gesellschaft werden die Konzerne weiter nach Maximalprofit auf Kosten von Mensch und Natur konkurrieren; ohne Druck aus der Gesellschaft werden die Regierungen die notwendigen Veränderungen nicht gegen die Konzerne durchsetzen; ohne Druck aus den Betrieben in Richtung Konversion, ohne die Kenntnisse von Techniker:innen, Ingenieur:innen, Naturwissenschaftler:innen und ohne das Produktionswissen der Beschäftigten in den Fabrikhallen wäre es kein wirklich demokratischer Prozess; ohne die Beteiligung der Menschen kann keine gesellschaftliche Übereinstimmung erreicht werden. Der Linken in unserem Land, den progressiven Kräften im weiteren Sinn kommt dabei eine herausragende Bedeutung, eine bildende und organisierende Rolle zu, um das Soziale und das Ökologische wirklich zusammenzubringen. Der Aufbau solcher Transformationsräte ist sicher kein leichtes Projekt - einen einfachen Weg gibt es jedoch nicht." (Spurwechsel, VSA, Hamburg 2022, S. 78)

Stephan Krull war Betriebsrat bei VW, ist Mitglied der IG Metall, Koordinator des Gesprächskreises Zukunft Auto Umwelt Mobilität bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, und Herausgeber/Mitautor des Buches "Spurwechsel - Studien zu Mobilitätsindustrien, Beschäftigungspotenzialen und alternativer Produktion", VSA, Hamburg 2022; https://deref-web.de/mail/client/rZ8zdLk1tl4/…

Den Band "Spurwechel" findet man als PDF auf der Internetseite der RLS unter:

https://deref-web.de/mail/client/9Ygf81UJMZQ/…