Montag, 21. Januar 2019 - 18:00
Stoppt die Abschiebungen unserer Freunde! (Demo)
Am 07. Januar wurden 36 Menschen gezwungen Deutschland zu verlassen. Sie wurden nach Afghanistan abgeschoben. Ein Land, in dem jeden Tag mit Anschlägen zu rechnen ist, in dem es weder eine stabile Wirtschaft noch eine funktionierende Regierung gibt und sich die Macht der Terrorgruppen Taliban und IS immer mehr ausweitet.
36 Menschen
… das heißt 36 Persönlichkeiten mit je eigener Geschichte, mit Wünschen, Träumen und Plänen.
… das heißt 36 Freunde, Verwandte, Mitschüler, Kollegen und Geliebte von so vielen anderen Menschen.
… das heißt 36 Menschen, die über Nacht aus ihrem Leben in Sicherheit gerissen und zurück in die Angst geschickt wurden.
36 Menschen.
Einer von ihnen ist Sam.
Ein junger Mann, der nach tödlichen Anschlägen auf Menschen in seinem Umfeld aus Afghanistan geflohen ist und sich in Würzburg ein neues Zuhause aufgebaut hat. Über drei Jahre lebt Sam hier, lernt Deutsch, knüpft soziale Kontakte und pflegt Freundschaften. Er besucht die UNI-Schule, dann die Berufsschule im BFZ und zuletzt eine Integrationsklasse an der Berufsschule in Marktheidenfeld, um eine Lehre als Altenpfleger beginnen zu können. Seine Lehrer beschreiben ihn als engagiert und zuverlässig, seine Freunde als kommunikativen und warmherzigen Menschen.
Am 07. Januar 2019 wird Sam abgeschoben.
Er ist einer der 36 Menschen, denen unsere führenden Politiker das Leben in Sicherheit verweigern. Zum Zeitpunkt der Abschiebung ist Sam 24 Jahre alt und seit über tausend Tagen in Würzburg. Von heute auf morgen soll das alles vorbei sein. Innerhalb weniger Stunden wird alles zerstört, was sich Sam hier mühsam aufgebaut hat. Er bekommt nicht einmal die Zeit sich zu verabschieden. Die Menschen in Sams Umfeld sind schockiert. Es fließen Tränen. Sam möchte nicht zurück nach Afghanistan, er hat Angst. Er ist verzweifelt und weint während er mit Freunden telefoniert, die vor dem Polizeigebäude in der Augustinerstraße stehen aber nicht zu ihm gelassen werden. Noch während Sam im Polizeiwagen zum Münchner Flughafen sitzt, versuchen Freunde und Lehrer zusammen mit dem Anwalt die Abschiebung zu verhindern. Vergeblich.
Neben Sam wurden am 07. Januar 22 weitere Menschen aus Bayern abgeschoben. Insgesamt waren es 36 Menschen. Es war der 20. Abschiebeflug seit Dezember 2016.
Die aktuelle Abschiebepolitik ist unmenschlich!
Sie lässt Menschen in jahrelanger Angst leben, verwehrt Menschen eine Existenz in Sicherheit, schickt sie in die Hoffnungslosigkeit zurück und würdigt keinerlei persönliche Mühen und überwundene Hürden.
Wir wollen und können das nicht länger hinnehmen:
Am 21.01.2019 um 18.00 demonstrieren wir gegen diese Abschiebepolitik. Kommt zum Hauptbahnhof, lauft mit uns durch die Würzburger Innenstadt und zeigt, dass auch ihr dieser Unmenschlichkeit nicht zustimmt.
Wir fordern, dass kein Mensch in ein Land abgeschoben wird, in dem er in ständiger Angst leben muss und keine Chancen auf eine sichere Existenz hat!
Afghanistan ist nicht sicher.
Wir fordern den sofortigen Stopp von Abschiebungen nach Afghanistan.
Wir fordern, dass die persönlichen Anstrengungen und überwundenen Hürden jedes Einzelnen gesehen und anerkannt werden. Wer sich hier ein Leben aufbaut, soll es auch hier führen dürfen.
Wir fordern, dass Geflüchtete nach humanitären Maßstäben und nicht nach politischen behandelt werden.
Wir fordern, dass Geflüchtete als Menschen behandelt werden und nicht als politisches Machtinstrument missbraucht werden.
Wir fordern den selben Umgang mit Geflüchteten, den wir uns auch für uns selbst wünschen.
Stoppt die Abschiebungen unserer Freunde!
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Bericht der ZEIT zum aktuellen Abschiebeflug:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-…
Bericht von BR24 zur Abschiebung von Sam:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/fos-bos-…
Bericht der Schweizerischen Flüchtlingshilfe zur aktuellen Sicherheitslage in Afghanistan: